Kontra K / Autogrammstunde am 11.05.2018

Künstler               Kontra K

Ort                           Media Markt Open Air Bühne am  ALEXA (Ravelinplatz)

Datum                   11.05.2018

Uhrzeit                   ab 17.00 Uhr

Art                            Autogrammstunde

Kontra K – ERDE & KNOCHEN

Es geht gerade so Einiges im deutschen HipHop, das ist schon klar. Aber was Kontra K abliefert, das ist der Wahnsinn. Nur ein Jahr nach der Nummer-Eins- und Gold-Platte GUTE NACHT kommt mit ERDE & KNOCHEN nun sein siebtes Album: 18 Tracks stark – und keine Platte aus der Komfortzone, sondern zwei Dutzend Stücke voller Energie und tiefgehender Reflexionen.

Um das kurz einzuordnen: GUTE NACHT war sein drittes Gold- und sein zweites Nummer-Eins-Album in Folge. ERDE & KNOCHEN soll und wird hier nachziehen. Die Crowds, vor denen Kontra K mittlerweile spielt, haben sich innerhalb eines Jahres locker verdreifacht, in Berlin waren zuletzt mehr als 9000 in der ausverkauften Max-Schmeling-Halle dabei. Ausverkauft waren alle Gigs, die er in diesem Jahr gespielt hat. Ende 2018 wird es bei der nächsten Tour in die größten Arenen des Landes gehen, zuvor stehen im Sommer eigene Open-Air-Festivals an. Zwischen GUTE NACHT und ERDE & KNOCHEN erschien zudem die von den Fans geliebte Single „Soldaten 2.0“. Für die gab es jetzt auch Gold – und doch ist sie auf dem neuen Album gar nicht drauf. Weil Kontra K eines nämlich gar nicht mag: sich zu wiederholen oder bereits gesagtes aufzuwärmen. Das wäre bequem. Und Bequemlichkeit liegt dem Berliner so fern wie ein Feature mit Helene Fischer.

Wie ein roter Faden zieht sich das Thema Vergänglichkeit durch die Tracks von ERDE & KNOCHEN, es geht um die große Frage nach dem, was bleiben wird. Und das ist sicher weder die Rolex am Arm noch das Gelaber und Gedisse, das in der deutschen Rap-Szene um sich greift. Kontra K kümmert sich nicht um diese Dinge. „Es ist mir egal“, sagt er. „Ich habe dafür keine Zeit, habe anderes im Sinn.“ Im vergangenen Jahr ist er 30 geworden. „Hier und jetzt, das ist meine Zeit. Ich habe Kraft und Energie, bin kreativ. Wenn ich jetzt nicht alles raushaue, was ich habe – wann denn bitte dann?“ Darum kein Innehalten, darum dieses wahnsinnige Tempo, diese unglaubliche Dringlichkeit: Kontra K ist gerade im Spiel. Er ist obenauf, reitet auf einer Welle. „Diesen Flow jetzt abzubrechen – das wäre doch ziemlich bescheuert.“

Unglaublich aber wahr: Die Musik ist seine große Leidenschaft, aber Energie hat er noch für andere Dinge. Kontra K (bürgerlich: Max Diehn) nimmt seine Rolle als Familienvater sehr ernst nimmt – zu kompliziert war seine eigene Kindheit und Jugend, damals in Berlin-Charlottenburg, wo er auch hätte stranden können, wenn sein Wille, das Leben in den Griff zu bekommen, nicht so groß gewesen wäre. Dann gibt’s die junge Tigerlady Elsa, die von ihrer Mutter verstoßen wurde, ihr Leben hing damals am seidenen Faden. Kontra K übernahm die Patenschaft, beteiligte sich finanziell am Ausbau eines Geheges im auf Raubkatzen spezialisierten Tierpark, besucht Elsa regelmäßig. „Die Zeit, als ich ihr die Milchflasche geben konnte, ist nun vorbei“, sagt er. „Sie ist jetzt gefährlich, ein echter Tiger eben. Ich genieße die Zeit mir, sie zu beobachten ist für mich wie Meditation.“ Wenn er zur Ruhe kommt, dann bei Elsa. Oder bei seinem Sohn.

Nach der Ruhe die Disziplin, der Fight, der Kampfsport: Seit Jahren boxt Kontra K, trainiert mit Weltmeistern aus seinem Umfeld. Als Coach arbeitet er in Berlin mit einer Truppe junger Talente – Mädels und Jungs von der Straße, denen er eine Perspektive gibt. „Der Boxring ist mein Wohnzimmer“, sagt er, „da kenne ich mich aus.“ Das hat der TV-Sender Sport 1 erkannt, der Kontra K in sein Expertenteam für die Box-Übertragungen holte, neben Weltmeisterin wie Regina Halmich, Axel Schulz oder Graciano „Rocky“ Rocchigiani. „Die werden sich wundern“, warnt Kontra K, „denn ich werde schonungslos sagen, was mir am Boxsport nicht gefällt.“ Und das sei eine Menge: zu viel Kommerz und Show, zu wenig Förderung der echten Talente. Aber das Team von Sport 1 wird schon wissen, wen es sich da ins Boot geholt haben. So wie auch die Leute von Nike, die Kontra K zum Urban Testimonial diverser Kampagnen ernannt haben. „Ich war früher ein Nike-Boy“, sagt er „jetzt Gesicht dieser Marke zu sein, ist für mich eine riesige Ehre.“

Dass wir uns hier nicht falsch verstehen: Diese Dinge kommen on top dazu. Die Basis ist und bleibt die Musik. Sein ganzes Herzblut ist in die 18 Stücke von ERDE & KNOCHEN geflossen, darunter sind Tracks, die völlig neue Wege gehen. Zum Beispiel singt Kontra K deutlich mehr. „Ich hatte da Bock drauf und habe gemerkt: Ich kann das. Alles eine Frage des Selbstbewusstseins.“ Tracks wie die erste Single „Zwischen Himmel & Hölle“ klingen dadurch noch eingängiger – was auch mit den Samples zu tun hat, die Kontra K und sein Team verstärkt nutzen. Schon „Soldaten 2.0“ sampelte „Bittersweet Symphony“ von The Verve, „Himmel & Hölle“ besitzt ein Sample von Pat Benatars „Love Is A Battlefield“, bei „Oder nicht“ hört man die einprägsame Melodie des 30er-Jahre-Hits „My Woman“ von Albert Allick „Al“ Bowlly. „Samples sind schon immer die Basis von HipHop“, sagt Kontra K, „es ist ein großartiges Gefühl, wenn man merkt, dass ein Sample zum Text und zum Flow passt.“

Mit „Motten“ führt Kontra K seine Suche nach immer neuen Metaphern aus der Tierwelt fort. „Das habe ich von Anfang an gemacht, weil es einfach passt. Wir Menschen sind eben auch Tiere, wir verhalten uns ja nicht anders.“ In „Motten“ geht’s um Typen, die willenlos in Richtung Licht ziehen, die Kontra K’s Story erzählen, weil sie keine eigene haben – und dann hinter seinem Rücken von Kommerz und Ausverkauf labern. „Ich hab’ mich verändert“, rappt Kontra K, „und dass nicht wegen Geld oder Fame, sondern weil die Zeit und der Druck einen Menschen verändern.“

Eingängig. Reflektiert. Intensiv. Dringlich. Diszipliniert. Schon klar, warum Kontra K bei den Leuten da draußen so beliebt ist. Mit ERDE & KNOCHEN setzt er seine einzigartige Story nicht nur fort – Kontra K setzt mal wieder locker einen drauf. Nicht, weil er sich treiben lässt. Sondern weil er es so will.

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